Die 10 meistangebauten Rebsorten der Welt
Rebstöcke und ihre Vielfalt – ein önologischer Exkurs
Weltweit gibt es laut Expertenschätzung circa 10.000 Rebsorten. Wie viele es genau sind, kann allerdings niemand mit Gewissheit sagen. Für den eigentlichen Weinanbau sind lediglich etwa 2.500 Rebsorten zugelassen. Und auch hiervon haben nur etwa 50 Rebsorten eine globale Bedeutung. Welche sind jedoch die Top 10 der weltweit meistangebauten? Dass sich Merlot und Chardonnay hier wiederfinden, hätten vielleicht einige vermutet. Auf der Liste überraschen jedoch auch einige wesentlich unbekanntere Rebstöcke.
Zudem gibt Ihnen unser Experte Richard Bampfield einen Tipp, auf was Sie achten können, wenn keine Rebsorte auf dem Weinetikett steht.
Welche sind die 10 meistangebauten Rebsorten?
Weltweit werden auf knapp 8 Millionen Hektar Weinreben kultiviert. Über die Hälfte hiervon findet sich in Europa wieder. Das größte Erzeugerland der Erde ist Spanien mit rund 1,1 Millionen Hektar Anbaufläche. Doch welche sind nun die bei Winzern rund um den Globus beliebtesten Rebsorten? Hier die Top 10 der meistangebauten Weinreben:
Platz 1: Cabernet Sauvignon
Bei Cabernet Sauvignon handelt es sich um eine alte Rotweinrebe, die aufgrund ihrer geringen Erträge sowie ihres hohen Gerbstoffgehalts besonders dunkle, kräftige und hochklassige Weine hervorbringt. Sie wird in den unterschiedlichsten Teilen der Welt angebaut und bietet häufig Aromen, die an Johannisbeere, Zedernholz oder auch milden Pfeffer erinnern. Die Feinheit und Fülle der Aromen hängt jedoch immer von der Herkunftsregion ab. Als Sorte, die erst verhältnismäßig spät reift, muss sie in sonnigen, warmen Lagen angebaut werden. Als Urheimat der Cabernet-Sauvignon-Rebe wird Bordeaux angeführt.
Platz 2: Merlot
Merlot ist eine besonders ertragsstarke Rebsorte und dient als Grundlage einiger der weltweit besten Rotweine wie dem legendären Le Pin oder Château Petrus. Merlot-Weine verfügen über eine vergleichsweise niedrige Säure und gehaltvolle Aromen wie Kirsche, dunkle Beeren, Malz und Tabak. Die Trauben gedeihen zudem auch in kühlerem Mikroklima und werden deshalb mittlerweile in der ganzen Welt angebaut. Gerade in Australien, Osteuropa und Italien ist in den vergangenen Jahren ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, was den Anbau dieser Rebe anbelangt.
Platz 3: Airén
Diese klassische Rebsorte ist bereits seit dem Mittelalter bekannt und wird von Weinkennern auf der ganzen Welt geschätzt. Airén wird ausschließlich in verschiedenen Regionen Spaniens angebaut und besitzt hier unterschiedliche Bezeichnungen. So ist sie ebenfalls unter den Namen Valdepeñas, Aidé, Lairén oder Manchega bekannt. Dank moderner Kelterverfahren werden aus dieser spät reifenden, ertragreichen Rebsorte frische, leichte Weißweine hergestellt, die fruchtige Aromen von Zitrusfrüchten in sich vereinen.
Platz 4: Tempranillo
Bei Tempranillo handelt es sich um die bedeutendste spanische Rebsorte, aus der beispielsweise der Rioja oder die Weine der Ribera del Duero gekeltert werden. Unsicher ist jedoch, ob sie ursprünglich auch aus Spanien stammt oder bereits während des Mittelalters aus Frankreich importiert wurde. Sie wird mittlerweile hauptsächlich in Spanien und Portugal sowie in Kleinbeständen auch in Frankreich und der Schweiz angebaut. Die kräftigen, dunklen Weine verfügen über viele Gerbstoffe, eine intensive Säure und Aromen von Brombeeren, Lakritze und Leder.
Platz 5: Chardonnay
Diese Rebsorte aus der Region des französischen Burgund ist dafür bekannt, besondere Eigenschaften des Bodens wiederzugeben und so besonders wandlungsfähige Weine hervorzubringen. Frische Aromen von Melone, Zitrusfrüchten, Apfel und Walnuss bieten eine Frische, die gerade an warmen Tagen eine ideale Komposition herstellt. Reift Chardonnay im Eichenfass, so gesellen sich auch gerne Noten von Vanille oder Butter hinzu.
Platz 6: Syrah / Shiraz
Syrah bzw. Shiraz wird zu den edelsten Rebsorten überhaupt gezählt. Ihr Hauptanbaugebiet liegt im französischen Rhônetal, in welchem die Sorte wohl auch ihren Ursprung hat. Geschmacklich zeichnet sich Syrah durch eine opulente Fülle aus, die mit Aromen von Waldfrüchten, Johannisbeeren, aber auch Düften von Holz oder Leder gespickt ist. Farblich ist ein tiefdunkler, nahezu schwarzer Ton charakteristisch.
Platz 7: Grenache
Diese Rebsorte zeichnet sich durch eine hohe Widerstandsfähigkeit aus und bringt auch unter schwierigen Bedingungen reiche Erträge. Bekannt ist die Grenache jedoch vor allem für ihren fruchtigen Charakter mit wenig Säure. Rote Früchte, süße Gewürze und ein samtweiches Gefühl am Gaumen sind die gustatorischen Eigenheiten der mittelkräftigen Weine.
Platz 8: Trebbiano
Bei Trebbiano handelt es sich um eine der ältesten und gleichermaßen eine der erfolgreichsten Rebsorten für Weißweine weltweit. Sie reift relativ spät, ist besonders frostbeständig und bringt einen reichen Ertrag. Charakteristisch für Weine aus Trebbiano ist eine deutliche Säure, gepaart mit frischen Aromen, die an Äpfel, Birnen und verschiedene Kräuter erinnern. Angebaut wird die Rebsorte hauptsächlich in Italien, sie ist aber auch in Frankreich sehr beliebt und dort unter dem Namen Ugni Blanc bekannt.
Platz 9: Pinot Noir
Pinot Noir bzw. Spätburgunder ist vermutlich eine der ältesten, auch heute noch angebauten Rebsorten der Welt und vor allem in kühleren Anbaugebieten wie in Deutschland oder Frankreich beheimatet. Charakteristisch für die rubinroten Weine ist ein Bouquet, das häufig an Kirschen, Pflaumen, Erdbeeren aber auch an Kräuter und feine Gewürze erinnert.
Platz 10: Sangiovese
Diese Rebsorte bietet ein Potenzial, welches vom einfachen Tischwein bis hin zum international prämierten Spitzenwein reicht. Dank ihrer fruchtigen Würze bietet Sangiovese Aromen von Brombeeren, Preiselbeeren oder auch Nelken, Vanille und Tabak. Optisch strahlen die Weine dabei in einem hellen Rot. In Europa ist die Rebe vor allem in Griechenland, auf Korsika und in der Schweiz anzutreffen.
Auf einen Blick: Die 10 beliebtesten Rebsorten der Welt
Platz | Rebsorte | Weinart | Anbaufläche in Hektar | Hauptanbaugebiete |
---|---|---|---|---|
1 | Cabernet Sauvignon | Rotwein | ca. 300.000 | weltweit, vornehmlich Italien, Frankreich, Kalifornien |
2 | Merlot | Rotwein | ca. 275.000 | Frankreich, Italien, Bulgarien, USA |
3 | Airén | Weißwein | ca. 250.000 | Spanien |
4 | Tempranillo | Rotwein | ca. 235.000 | Spanien, Portugal |
5 | Chardonnay | Weißwein | ca. 200.000 | Frankreich, Kalifornien, Australien |
6 | Syrah / Shiraz | Rotwein | ca. 185.000 | Frankreich, Australien |
7 | Grenache / Garnacha | Rotwein | ca. 180.000 | Spanien, Italien, Frankreich, Argentinien, Kalifornien, Australien |
8 | Trebbiano / Ugni Blanc | Weißwein | ca. 110.000 | Italien, Frankreich, Portugal, Südafrika |
9 | Pinot Noir / Spätburgunder | Rotwein | ca. 85.000 | Frankreich, Deutschland, Italien, Kalifornien, Australien |
10 | Sangiovese | Rotwein | ca. 75.000 | Italien |
Richard Bampfield über Weinetiketten ohne Rebsorte
„Keine Panik! In den meisten europäischen Weinländern ist es üblich, den Namen der Region auf die Flasche zu schreiben und nicht die Rebsorte. Denn für die meisten ist das Weinanbaugebiet wichtiger, als die Traube, aus welcher der Wein hergestellt wurde.
So ist z. B. die Info wertvoller, dass ein Wein aus der populären Rioja-Region (Spanien) stammt, als dass er aus einer Tempranillo-Traube gewonnen wurde."
Aus welchen Rebsorten wird Champagner hergestellt?
Die Produktion des edlen französischen Schaumweines unterliegt den strengsten Qualitätskriterien und das Keltern darf ausschließlich in dem Gebiet der Champagne erfolgen. Zur Herstellung von Champagner werden hauptsächlich drei Rebsorten verwendet: Zum einen die roten Rebsorten Pinot Meunir (Schwarzriesling) und Pinot Noir (Spätburgunder) und zum anderen die weiße Sorte Chardonnay. Während die beiden roten Weine für Fülle und Fruchtigkeit sorgen, verleiht der Chardonnay dem Champagner eine frische Finesse. Früher wurden zur Herstellung auch weitere Rebsorten wie Pinot Blanc, Arbane oder Pinot Gris Vrai verwendet, jedoch sind diese Bestände in der Vergangenheit vermehrt Opfer von Reblausbefall geworden.
Hätten Sie's gewusst?
Ist von autochthonen Rebsorten die Rede, so handelt es sich im engeren Sinne um „alteingesessene“, man könnte auch „eingeborene“ Rebsorten sagen. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Worten für „selbst“ und „Erde“ zusammen. Eine autochthone Rebsorte wächst somit am Ort ihrer Herkunft. Ihr gegenüber steht die allochthone Rebsorte, welche nicht dort entstand, wo sie heute wächst.
Der Verschnitt verschiedener Rebsorten: Cuvée, Assemblage und Blend
Alle diese Begriffe beschreiben exakt den gleichen Vorgang: das Mischen von Weinen unterschiedlicher Sorten, Herkunft oder auch Jahrgänge. Entgegen der Meinung einiger Zeitgenossen, es handle sich dabei um unsaubere Arbeit oder gar Panscherei, hat das Vermengen verschiedener Weine in Europa eine lange Tradition, und das nicht ohne Grund: Einige Rebsorten weisen in ihrer reinen Verwendung schlichtweg einen äußerst eindimensionalen Charakter auf. Vermengt man sie jedoch mit einem oder mehreren anderen Weinen, so entsteht daraus ein harmonischer, charakterstarker und vielschichtiger Wein. Ein weiterer Grund für eine Assemblage findet sich zudem im Argument der Güte. Durch einen präzisen Verschnitt kann leichter eine gleichbleibend hohe Qualität gewährleistet werden.