Weintipps für jeden Tag
Nützliche Tipps direkt vom Experten Richard Bampfield
Zehntausende Rebsorten, tausende Anbaugebiete und unzählige Kombinationsmöglichkeiten – zu Wein gibt es unfassbar viel zu wissen. Doch was ist wirklich hilfreich, um den passenden Wein zu finden? Richard Bampfield gibt zu alltäglichen Fragen nützliche Infos rund um den Wein, das Weintrinken und „die richtige Wahl“.
Wein genießen: Was muss ich wissen?
Welchen Wein serviere ich beim nächsten Essen meinen Gästen? Macht man Roséwein aus roten und weißen Trauben? Trinkt man zu schweren Gerichten immer schweren Rotwein? Hat Weißwein weniger Kalorien als Rotwein? Auf Augenhöhe erklärt Weinexperte Richard Bampfield, worauf Sie beim Weinkauf und beim Servieren achten sollten. Denn es reichen schon ein paar einfache Kniffe, um noch mehr Spaß beim Weingenuss zu haben.
Unser Experte stellt sich vor:
Während einige Weinkritiker noch versuchen, den Genuss am Wein nur den Eliten vorzubehalten, geht Richard Bampfield einen anderen Weg. Dabei trägt er mit „Master of Wine“ den wohl höchsten Titel, den ein Weinexperte erlangen kann – nur etwa 300 Personen weltweit dürfen sich so nennen.
„Gut ist, was schmeckt.“
- Widmet sein Leben seit Anfang der 1980er Jahre dem Wein
- Absolvierte 1990 die Prüfung zum Master of Wine
- Seit 2000 verkostet und bewertet er nach objektiven Maßstäben ausgesuchte Lidl-Weine
- Gilt als einer der erfolgreichsten europäischen Wein-Pädagogen und öffentlichen Redner
Richard Bampfield klärt Wein-Mythen auf
Unsinn.
Wie viele Kalorien ein Wein hat, hängt vom Alkohol- und Restzuckergehalt ab. Und beides enthalten bekanntlich alle Rot- und Weißweine. Natürlich haben süße Weine mehr Zucker als trockene.
Fazit: Wenn Ihnen die Kalorien wichtig sind, greifen Sie zu trockenen Weinen mit geringem Alkoholgehalt.
Kommt darauf an.
Einige Weine, sowohl Rot- als auch Weißweine, entwickeln mit der Zeit komplexere Aromen. Wobei das nicht heißen muss, dass sie besser werden oder jedem besser schmecken. Wie so oft kommt es auch hier auf den persönlichen Geschmack an. Wer also frische, fruchtige Weine bevorzugt, wird mit jungen Tropfen eher glücklich als mit älteren.
Kenner wissen: 95 % aller Weine weltweit sind dafür gemacht, sofort getrunken zu werden. Bei den Weißweinen haben Rieslinge über 5 € ein gutes Reifepotenzial. Bei den Rotweinen altern Weine mit Cabernet-Sauvignon-Anteil und einem Kaufpreis über 10 € gut. Doch Vorsicht: Diese Faustregel ist sehr vereinfacht.
Das ist nur die Hälfte der Wahrheit.
Ich vermute, dass die meisten Kopfschmerzen durch übermäßigen Konsum verursacht werden, aber ich sollte nicht davon ausgehen, dass jeder so viel Spaß am Wein hat wie ich ;-)
Es steht noch viel Forschungsarbeit aus. Neueren Erkenntnissen zufolge könnten Kopfschmerzen oder allergische Reaktionen von den Histaminen im Wein hervorgerufen werden. Und diese findet man eher im Rotwein als im Weißwein, da Histamine in den Beerenhäuten enthalten sind und diese nur bei der Rotwein- oder Rosé-Produktion Kontakt zum späteren Wein haben.
Fazit: Es ist einfach, dem Wein die Schuld zu geben... Könnte es nicht doch sein, dass Sie sich zu viel davon gegönnt haben?
Wenn es bloß so einfach wäre.
Europas Roséweine werden grundsätzlich aus roten Trauben gewonnen, die nach dem Pressen nur kurz Kontakt mit den farbstoff- und tanninhaltigen Schalen hatten. So entsteht die leichte Rosa-Färbung.
Kenner wissen: Ein paar Ausnahmen gibt es trotzdem. Zum Beispiel gibt es in Deutschland den Rotling und den Schillerwein, bei denen rote mit weißen Weinen gemischt werden. Auch Rosé-Champagner und andere Schaumweine bestehen aus roten und weißen Trauben. Für Weine der Südhalbkugel und aus Kalifornien gelten jedoch andere Regeln – nämlich gar keine! Dort mischt man häufig Rot- mit Weißwein, um Rosé zu erhalten.
Das stimmt nicht.
Weine können entweder nur aus einer Rebsorte gekeltert oder aus dem Kombinieren mehrerer Rebsorten entstehen. Letzteres nennt man Cuvée. Ob „verschnitten“ oder „cuvetiert“ wird, ist immer abhängig vom Weinmacher und der Tradition des jeweiligen Anbaugebietes – über die Qualität sagt das gar nichts aus!
Kenner wissen: Die Qualität eines Weins hängt von folgenden Faktoren ab:
- Terroir – die Wechselwirkung zwischen einer Rebe und dem Boden und ihrer Umgebung
- Geringere Erntemenge – denn Ertragsreduktion erhöht die Aromenkonzentration in den Trauben
- Winzer oder Weinmacher: Manche beherrschen ihr Handwerk einfach besser als andere!
Nicht unbedingt.
Passt ein Hugo Boss Anzug besser, nur weil er teurer ist? Nicht immer...! Genauso verhält es sich auch mit Wein. In Blindverkostungen bevorzugen viele sogar die günstigeren Weine.
Kenner wissen: Etwa bis 30 € steigt die Qualität mit dem Preis. Für Weine, die preislich darüber liegen, zahlt man oft eher für den Namen des Weinmachers oder die Marke des Weinguts.
Falsch!
Dieses Vorurteil stammt noch aus der Zeit der Massenproduktion billiger Weine und ist überholt. Einige Produzenten, vor allem die der Südhalbkugel, ziehen den Schraubverschluss grundsätzlich dem Korken vor – sogar für ihre teuersten Gewächse.
Kenner wissen: Schraubverschluss und Korken und haben jeweils Vor- und Nachteile:
Schraubverschluss
Vorteile
- Einfach zu öffnen – ganz ohne Werkzeug
- „Kork“-Aromatik im Wein ist ausgeschlossen
- Hält Wein besser frisch
- Perfekt für Picknicks
Nachteile
- „Billiges“ Image in vielen Ländern (Viele Sommeliers beachten Weine mit Schraubverschluss deswegen nicht)
- Gefahr von Aromen-Verlust im Wein
- Die Dichtung kann beschädigt werden, wenn die Flasche geklopft wird
Korken
Vorteile
- Öffnen mit dem Korkenzieher ist Teil des „Rituals“ vieler Genießer
- Synthetische Korken schützen vor „Kork“-Aromatik im Wein
- Prestigereicheres Image
Nachteile
- Risiko von „Kork“-Aromatik im Wein
- Mehrere Flaschen desselben Weins können sich unterschiedlich entwickeln – selbst unter identischen Lagerbedingungen
- Synthetische Korken sind weniger dicht als natürliche
- Korkenzieher notwendig
Das kann man so nicht sagen...
Denn für eine generelle Aussage müssen mehr Faktoren berücksichtigt werden. Viele Köche schwören, dass sie keinen Wein in ihr Essen geben würden, den sie nicht auch pur trinken würden. So oder so lässt das Kochen den Alkohol verdunsten und verändert so die Zusammensetzung und den Geschmack des Weins.
Mein persönlicher Tipp: Kochen Sie auch mit dem Wein, den Sie als Begleiter für Ihr Menü ausgewählt haben – sofern es kein völlig außergewöhnlicher Tropfen ist. Wenn am Ende noch ein Rest in der Flasche bleibt, stellen Sie ihn in den Kühlschrank, bis Sie ihn wieder zum Kochen benötigen. So bleibt er länger frisch.