Bohren-Grundkenntnisse, Tipps und Anleitung
Ob zum Verankern eines schweren Schranks in der Wand oder bei der Montage von Deckenlampen: Unsere 10 bewährten Arbeitstechniken und Tipps sowie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung helfen dir dabei, ausgerissene Ränder, schräge Bohrlöcher oder beschädigte Stromleitungen bei der Arbeit sicher zu vermeiden.
Weitere praktische Ratgeber zum Bohren von Holz oder Fliesen und vielen weiteren Themen findest du übrigens im folgenden Überblick. So macht das Heimwerken für Anfänger und Profis gleichermaßen Spaß und du erzielst immer ein perfektes Ergebnis!
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Erfahrung macht bekanntlich den Meister, doch damit bereits der erste Versuch klappt, sollte man die folgenden Bohr-Tipps beachten:
Tipp 1: Vorsicht bei Stromleitungen und Wasserrohren
Erster Anlaufpunkt beim Bohren ist der Bauplan. Hier sind die Positionen aller Stromkabel und Wasserrohre verzeichnet. Liegt kein Bauplan vor oder sind im Plan keine Leitungen verzeichnet, dann überprüfe stattdessen die Bohrstelle mit einem Metalldetektor. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Bereiche über und unter Steckdosen, Lichtschaltern und Wasserhähnen.
Wichtig:
Wasserrohre lassen sich nur in alten Gebäuden mit Metalldetektoren aufspüren, denn in modernen Gebäuden bestehen sie meist aus Kunststoff
Ohne Ortungsgerät findet man Stromkabel vor allem in den "Installationszonen" für Stromkabel nach DIN 18015. Dies sind die einzigen Bereiche, in denen Stromkabel verlegt werden dürfen. Die Maße dieser Zonen werden von der Norm folgendermaßen geregelt:
- Breite aller horizontaler Installationszonen: 30 cm
- Abstand zum Boden / zur Decke (reguläre horizontale Zonen): 15 cm
- Abstand zum Boden (zusätzliche horizontale Zone in Küchen und Arbeitsräumen): 100 bis 130 cm
Senkrecht verlegte Kabel sind in senkrechten Installationszonen verlegt. Diese können sich in einem Abstand von 10 cm zu den Ecken und Kanten des Raums sowie zu Fenstern oder Türen befinden. Senkrechte Installationszonen sind 20 cm breit. Bei der Montage von Lampen sollte die Decken-Installationszone beachtet werden – diese ist 30 cm breit und mindestens 20 cm von den Wänden entfernt. Vermeidet man beim Bohren diese Zonen, sollte man auf keine Stromleitungen treffen.
Tipp 2: Bohrmaschine und Bohrer passend zum Material auswählen
Vor dem Bohren gilt es herauszufinden, aus welchem Material die Wand ist und welche Bohrer-Bohrmaschinen-Kombination am besten dafür geeignet ist:
Bohrer | Reguläre Bohrmaschine | Schlagbohrmaschine/Bohrhammer |
---|---|---|
Holzbohrer | Holz | Ohne Schlag: Holz |
Dreh-& Spiralbohrer | Poren- und Gipsbeton; Kunststoff; Metall; Plattenbaustoffe | Mit Schlag: Poren- und Gipsbeton; ohne Schlag: Kunststoff; Metall; Plattenbaustoffe |
Glas-&Fiesenbohrer | Glas; Fliesen | Ohne Schlag: Gestein; Ziegel |
Steinbohrer | - | Mit Schlag: Gestein; Ziegel |
Steinbohrer mit Metallaufsatz | - | Mit Schlag: Beton |
Selbst eine normale Bohrmaschine ohne Schlag- oder Hammerfunktion kann theoretisch harte Materialien wie Stein durchbohren, solange sie leistungsfähig genug ist und der richtige Bohrer montiert wurde. Jedoch dauert das länger, ist mit mehr Kraftaufwand verbunden und das Werkzeug ist möglicherweise nicht auf langfristiges Bohren ausgelegt.
Tipp 3: Die richtige Drehzahl finden
Beim Bohren ist die ideale Drehzahl vom Durchmesser des Bohrers (kleinere Bohrer erfordern höhere Drehzahlen), der Art des Bohrers und dem zu bohrenden Material abhängig. Die ideale Drehzahl liegt zwischen dem Punkt, ab dem merklich Material aus der Wand befördert wird und dem Punkt, ab dem die Bohrmaschine schlecht zu kontrollieren wird. Solange die ideale Drehzahl nicht bekannt ist, sollte beim Bohren langsam begonnen werden. Erhöhe die Geschwindigkeit schrittweise, bis merklich Material abgetragen wird.
Tipp 4: Hitzeentwicklung und Kühlung beim Bohren
Das Durchbohren von Steinwänden oder Beton kann viel Zeit in Anspruch nehmen – dann heizen sich sowohl Bohrmaschine als auch Bohrer schnell auf. Um zu verhindern, dass die Elektronik versagt oder der Bohrer unter Hitzeeinfluss zu weich wird, sollte deshalb immer eine Möglichkeit zur Kühlung bereitstehen.
Einige Bohrmaschinen verfügen über integrierte Wasserleitungen. Diese sollten vor dem Bohren mit fließendem Wasser gespeist und den Herstellerangaben gemäß montiert werden. Zur Not tut es aber auch ein Eimer mit kaltem Wasser, der am Arbeitsort bereit gestellt wird. Hier kann der Bohrer zur Kühlung eingetaucht werden – die Elektronik sollte nicht damit in Berührung kommen.
Tipp 5: Den Bohrwinkel beachten
Am einfachsten ist es, orthogonal zur Wand oder zur Decke zu bohren, also im 90-Grad-Winkel. Der Bohrer rutscht so weniger leicht ab und es kommt zu weniger Absplitterungen. Ein ungenauer Winkel sollte niemals nachjustiert werden, solange der Bohrer noch im Bohrloch ist – er könnte sonst abbrechen. Setze in einem solchen Fall besser neu an.
Tipp 6: Die Bohrtiefe – Der passende Dübel fürs Bohrloch
Ist eine Bohrtiefe zu beachten – beispielsweise, weil ein Dübel nach dem Bohren eingesetzt wird – misst man den Bohrer von der Spitze aus ab und markiert die Stelle, bis zu der er ins Mauerwerk eindringen soll. Benutze dafür auffälliges, farbiges Isolier- oder Klebeband, das auch bei voller Umdrehung noch zu sehen ist. Das Loch sollte tief genug sein, um die gesamte Länge des Dübels zu fassen. Ein halber Zentimeter Spielraum kann nicht schaden.
Tipp 7: Schlagwerk nur bei Bedarf hinzuschalten
Die Schlagfunktion eines Bohrhammers oder Schlagbohrers sollte nur dann eingeschaltet werden, wenn sie absolut notwendig ist: Dies ist beispielsweise beim Bohren in robustes Gestein der Fall. In vielen anderen Bohr-Situationen – durch Metall, Holz, Keramik, Glas – würde die Schlagfunktion das Material beschädigen.
Tipp 8: Die eigene Sicherheit beachten
Beim Bohren in feste Materialien werden Staub und Splitter aufgewirbelt. Eine Schutzbrille und ein Mundschutz sorgen dafür, dass diese Partikel nicht in die Lungen oder Augen geraten. Achte außerdem darauf, dass sich lange Haare oder lose Kleidungsstücke nicht im Bohrer verfangen können.
Tipp 9: Staub beim Bohren auffangen
Bei längeren Bohrarbeiten kann viel Staub entstehen. Ein Helfer mit einem Müllsack oder Staubsauger kann diesen während des Bohrvorgangs einfangen. Achte darauf, dass das Staubsaugerrohr nicht den Bohrer berührt. Alternativ klebt man einfach einen offenen Briefumschlag unter das Bohrloch, sodass der Staub automatisch hineinrieselt. Will man in die Decke bohren, kann der Bohrer durch den Boden eines Plastikbechers, zum Beispiel eines alten Joghurtbechers, gesteckt werden – dieser fängt dann den Staub auf.
Tipp 10: Einfache Tricks gegen abgesplitterte Bohrlöcher
Absplitterungen lassen sich durch ein Stück Kreppband über der Stelle, in die später hineingebohrt wird, verhindern. Es verringert die Oberflächenspannung von brüchigen Materialien wie Holz oder Keramik. Nach dem Bohren sollte der Bohrer beim Herausziehen aus dem Loch noch laufen. So werden weitere Absplitterungen vermieden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Richtig bohren
Das eigentliche Bohren kann je nach Wandmaterial und verwendeten Geräten unterschiedlich ablaufen. Der generelle Arbeitsablauf ist jedoch in den meisten Fällen derselbe:
Schritt 1: Das passende Werkzeug bereitlegen
Zum Bohren werden ein zum Material passender Bohrer sowie eine Bohrmaschine benötigt. Je nach Vorhaben sind auch die folgenden Materialien hilfreich:
Werkzeug:
- Kreppband
- Maßband
- Bohrschablone
- Wasserwage
- Kühlmittel (KSS oder Wasser)
- Schutzbrille
- Atemschutz
Schritt 2: Position des Bohrlochs ausmessen
Zunächst wird mit dem Maßband die genaue Position für das Loch ausgemessen. Bei mehreren Bohrlöchern – beispielsweise für ein Regal – stellt die Wasserwaage sicher, dass diese im Lot zueinander stehen.
Schritt 3: Bohrloch markieren
Ist die Position ausgemessen, klebt man ein etwa 4 cm breites Stück Kreppband darüber und markiert die Position des Lochs mit dem Markierstift auf dem Kreppband.
Schritt 4: Bohrer einsetzen
Nun setzt du den zum Material passenden Bohrer in die Bohrmaschine ein. Diese sollte dabei gesichert oder sogar gänzlich vom Strom genommen sein, um Unfälle zu vermeiden.
Schritt 5: Bohrer ansetzen und bohren
Um beim Bohren in harte Materialien nicht zu verrutschen, wird eine Bohrschablone oder andere Führung an der Wand angebracht und der Bohrer im 90-Grad-Winkel angesetzt. Nun kann man mit gleichmäßiger Kraft in die Wand bohren.
Schritt 6: Das fertige Bohrloch
Sobald der Bohrer bis an die Markierung der Bohrtiefe herangekommen ist, wird er aus dem Loch herausgezogen. Danach kann die Bohrmaschine ausgeschaltet werden. Jetzt nur noch das Bohrloch ausblasen oder -saugen, das Kreppband entfernen und der Dübel kann eingesetzt werden.
Fazit
Bohren ist eine Arbeit, die jeder ausführen kann – doch erst durch das Einhalten dieser 10 praxiserprobten Tipps gelangt man zu einem Bohrergebnis, das sich sehen lassen kann. Denn von der Wahl des passenden Werkzeugs in der Werkstatt bis zur richtigen Kühlung und wichtigen Sicherheitsaspekten gibt es einiges zu bedenken, was Heimwerkern, die weniger häufig bohren, möglicherweise nicht auf Anhieb bekannt ist.