In Edelstahl bohren – Kein Problem mit der richtigen Vorbereitung
Für die Bearbeitung weicher Metalle wie Kupfer oder Aluminium genügt ein standardmäßiger Metallbohrer. Geht es allerdings um das Bohren in Edelstahl, braucht es mehr Widerstandskraft, um ein Loch in das Werkstück zu treiben. Denn Edelstahl weist eine größere Härte auf als andere metallische Werkstoffe. Was es vor, während und nach dem Bohren in Edelstahl zu beachten gilt, ist in diesem Ratgeber zu finden.
Edelstahl: Langlebig, robust, hart
Edelstahl besteht aus einem hohen Eisenanteil, der mit Kohlenstoff verbunden wird. Dies führt zur gesteigerten Härte des Werkstoffes. Sein hoher Reinheitsgehalt zeichnet das Material besonders aus, denn die Eisenbegleiter Schwefel und Phosphor sind nur bis zu einem Anteil von 0,025 % enthalten. Edelstahllegierungen werden neben Eisen und Kohlenstoff noch andere Rohstoffe beigefügt, wie beispielsweise Chrom und Nickel. Diese Mischung verbessert die generellen Eigenschaften und verleiht dem Material, neben seinem hohen Härtegrad, noch eine hohe:
Hart, härter, Edelstahl – das Metall findet vielfältig Anwendung
- Temperaturbeständigkeit
- Langlebigkeit
- Korrosionsbeständigkeit
Wichtig beim Bohren ist die Unterscheidung zwischen legierten und unlegierten Edelstählen. Erstere sind noch härter und dichter als unlegierte Edelstähle. Daher stellen sie auch höhere Ansprüche an Bohrer, Elektrowerkzeug und Heimwerker.
Das richtige Werkzeug ist der Schlüssel?
Nach dem Werkstoff richtet sich auch die Wahl des passenden Werkzeugs. Denn dieses verhindert, dass der Bohrer überhitzt oder um das Bohrloch Risse im Material entstehen.
Die Auswahl der Bohrmaschine
Als erstes gilt es, sich zwischen Handbohrmaschine und Ständerbohrmaschine zu entscheiden. Die passende Wahl hängt von der Größe des Werkstücks ab. Um durch kleine Gegenstände zu bohren, ist die Standbohrmaschine von Vorteil, da das Kühlen des Bohrers mit Kühlschmierstoff (KSS) oft von der Anlage selbst übernommen wird. Dagegen bietet eine Handbohrmaschine den Bonus, dass sie aufgrund ihrer Mobilität vielseitig im ganzen Haus einsetzbar ist.
Achtung
Sicherheit geht immer vor. Einzelne, unverbaute Stahlteile sollten daher beim Bohren immer eingespannt werden.
Beim Bohren von Stahl mit der Handbohrmaschine wird der Kühlschmierstoff händisch beigegeben. Der Bohrer erhitzt durch das Schneidöl langsamer und das Ergebnis der Bohrung selbst ist sauberer.
Auswahl des Bohrers
Edelstahl stellt herkömmliche Spiralbohrer vor eine schwere Aufgabe, daher kommen spezielle Modelle zum Einsatz. Grundsätzlich gibt es für das Stahlbohren drei Bohrertypen:
- Typ W (weiche Werkstoffe)
- Typ N (normale Werkstoffe)
- Typ H (harte Werkstoffe)
Für den Werkstoff Edelstahl ist der Spiralbohrer Typ H am besten geeignet. Die meisten Bohrer dieses Typs sind aus Hochleistungsschnellschnittstahl (HSS) gefertigt, Bohrer aus Chrom-Vanadium-Stahl (CV-Stahl) oder Hartmetall finden sich allerdings ebenso in der Kategorie H. Um den Verschleißbeim Bohren zu reduzieren, werden die Bohrerlegierungen oft zusätzlich beschichtet. Zu den Beschichtungen gehören:
- Titannitrid (goldene Farbe)
- Titancarbonnitrid (braunschwarz)
- Titanaluminiumnitrid (lila)
- Kobalt (ölschimmernd)
Die Kobaltbeschichtung wird unter der Bezeichnung HSS-E oder HSS-Co geführt und eignet sich am besten zum Bohren von Edelstahl. Das liegt zum einen an ihrer hohen Lebensdauer und zum anderen an dem größeren möglichen Vorschub sowie der Schnittgeschwindigkeit.
Die richtige Drehzahl beim Bohren von Edelstahl
Bevor der Bohrer angesetzt werden kann, gilt es an der Bohrmaschine die passenden Einstellungen vorzunehmen, allen voran die der Drehzahl. Die Werte orientieren sich hierbei am Durchmesser des Bohrers sowie am zu bearbeitenden Material, in diesem Fall Edelstahl.
Durchmesser Bohrer (mm) | Drehzahl (U/min) |
---|---|
1,5 | 1.250 |
3 | 800 |
5 | 630 |
10 | 450 |
Als Faustregel gilt: Je größer das Bohrloch, desto geringer die Drehzahl.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Stahlbohrung mit einem Bohrschrauber
Möchte man ein Loch mit einer Handbohrmaschine in ein Edelstahlblech bohren, sind das die passenden Werkzeuge:
- Bohrschrauber
- Spiralbohrer
- Hammer
- Körner
- Feile
Ein Körner ist ein Metallstift aus Werkzeugstahl mit einer gehärteten Spitze. Mit einem Hammerschlag auf den Körner am Bohrloch treibt man eine Vertiefung in den Stahl, um den Bohrer ohne Abrutschen ansetzen zu können. Zusätzlich zum Werkzeug sind folgende Materialien notwendig:
- Markierer
- Kühlschmierstoff
Sobald alle Materialien und Werkzeuge auf der Werkbank in Griffweite liegen, kann es mit dem ersten Schritt losgehen:
Schritt 1: Bohrloch markieren
Bohrloch am festgespannten Werkstück markieren. Mit dem Markierer wird das Bohrloch angezeichnet, um sicher an der richtigen Stelle zu bohren.
Schritt 2: Ankörnern
Körner mittig an der Markierung ansetzen und fest mit dem Hammer auf den Körner schlagen. Nach dem Schlag sollte eine kleine Vertiefung im Stahl zu sehen sein.
Schritt 3: Bohrmaschine vorbereiten
Bohrmaschine mit Spiralbohrer bestücken, Drehzahl einstellen, Schneidöl bereitstellen. Schnittgeschwindigkeit und Vorschub gemäß der Bohrergröße einstellen.
Schritt 4: Bohren
Der einhändig geführte Bohrer ist an der markierten Stelle angesetzt, bereit zum Bohren. Die andere Hand hält den Kühlschmierstoff, um ihn bei der Bohrung kontinuierlich beizugeben. Jetzt bohren und kontinuierlich Kühlschmierstoff hinzugeben. KSS kühlt den Bohrer und vermindert die Gefahr der Verkantung.
Schritt 5: Entgraten
Nun das Bohrloch mit einer Feile entgraten. Dafür eignet sich eine Rundfeile, wobei der Durchmesser der Feile lediglich so groß sein darf, dass sich die Feile bequem im Loch bewegen und neigen lässt.
Schritt 6: Fertig
Das fertige Bohrloch sollte ohne Grat sein. Falls noch Grat vorhanden ist, dann nochmals mit einer Feile bearbeiten, wie bereits in Schritt 5. Danach sollte das Loch an der Außenseite ohne Grat sein.
Fragen & Antworten
Eine Schutzbrille gehört zur Basisausrüstung eines jeden Heimwerkers. Sie dient dem Schutz der Augen und verhindert Verletzungen durch herumfliegende Metallspäne. Handschuhe sollten nicht getragen werden, denn sie könnten vom Bohrer erfasst werden. Das gleiche gilt für lange Haare. Hier ist das Tragen eines Haargummis oder Haarnetzes zu empfehlen, um Verletzungen zu vermeiden.
Der Kühlschmierstoff verlängert die Lebensdauer des Bohrers. Er erhitzt sich weniger, die Späne werden beim Bohren besser abtransportiert und das Bohrloch fällt sauberer aus. KSS ist also nicht zwingend notwendig, durch die Verwendung gibt es jedoch langfristige Vorteilelangfristig weniger Verschleiß und bessere Ergebnisse.
Die drei Bohrertypen unterscheiden sich sowohl in ihren Einsatzgebieten als auch ihrer Form. Ein Typ N kann zwar prinzipiell auch weiche Werkstoffe bohren, er lässt das Material aber auch leichter ausreißen. Daher sollte mit einem Steinbohrer nur Stein, Edelstahlbohrern nur Edelstahl und Holzbohrern nur Holz gebohrt werden.
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