Schleifpapier – Schleifen per Hand oder Maschine
So modern elektrische Schleifgeräte auch sind, das Schleifmittel ist doch meist immer noch das gute, altbewährte Schleifpapier. Mit ihm werden Kanten gebrochen, Grate entfernt und Holzoberflächen feingeschliffen. Doch welches Schleifpapier eignet sich für welche Arbeiten und was hat es mit Körnung und Streuung auf sich?
Inhalt
Das ist Schleifpapier
Bei Schleifmittel handelt es sich im Gegensatz zum Schleifstein um ein flexibles, vergleichsweise dünnes Stück Papier mit einer glatten Seite zum Greifen und einer rauen Seite zum Schleifen. Die Schleifseite ist deshalb rau, weil auf dem Papier unzählige kleine Splitter ("Schleifkörner") kleben. Wird mit dieser Seite über ein Werkstück gescheuert, kratzen die kleinen Splitter Material von der Oberfläche ab. Je nachdem, wie groß die einzelnen Schleifkörner sind, sorgen sie dadurch für größeren oder eher feineren Abtrag.
Aufbau und Funktion
Schematische Darstellung von Schleifpapier im Querschnitt. Alle 4 Schichten sollten erkennbar sein, idealerweise farblich unterschiedlich hervorgehoben.
Die vier Lagen von Schleifpapier.
Trotz der modernen Materialien, die zur Produktion von Schleifpapier verwendet werden, hat sich an seinem Aufbau nichts geändert. Schleifpapier besteht immer aus 4 Schichten:
Schleifkornträger
Die Trägerschicht besteht aus einem robusten Material, das unter Druck und Zug nicht reißt. Typische Materialien sind:
- Papier: Festes Papier in unterschiedlichen Stärken. Diese Variante ist zum Schleifen per Hand oder mit der Maschine geeignet.
- Vulkanfiber: Besonders robustes, biegsames Material für höchste Beanspruchung. Dieses Material ist vor allem für kraftvolle Schleifmaschinen wie Winkelschleifer gedacht.
- Gewebe: Meist robustes Leinen für hohe Beanspruchung. Das Gewebe ist vor allem für häufige, anspruchsvolle Anwendungen gedacht.
Vulkanfiber und Gewebe werden vor allem in der Industrie angewendet. Selbst Heimwerker, die häufig schleifen, sind mit starkem Papier als Trägermaterial am besten beraten.
Zusatzinformation
Schleifpapier ist im allgemeinen Sprachgebrauch auch als "Sandpapier" oder "Schmirgelpapier" bekannt. Diese Namen basieren noch darauf, dass die Schleifkörner früher aus natürlichem Sand oder Schmirgel bestanden.
Grundbinder
Bei der Produktion von Schleifpapier wird eine Schicht aus Leim oder Kunstharz auf den Schleifkornträger aufgetragen. Diese hält Trägerschicht und Schleifkörner sicher zusammen. Allerdings ist Leim im Vergleich zu Kunstharz gegenüber Feuchtigkeit weniger widerstandsfähig.
Schleifkörner
Sie ermöglichen die eigentliche Schleifwirkung. Die Schleifkörner stehen mit ihren Spitzen vom Papier ab und bestehen typischerweise aus den folgenden Materialien:
- Aluminiumoxid (Korund) : Ritzhärte 9,4 – vergleichsweise kostengünstig
- Siliziumkarbid: Ritzhärte 9,6 – besonders wärmebeständig
- Diamant: Ritzhärte 10 – weniger wärmebeständig als Siliciumcarbid
Mit diesen hohen Ritzhärten sind alle drei Varianten in der Lage, praktisch jedes Material zu schleifen. Daher sollten Diamant-Schleifkörner nur eingesetzt werden, wenn die größtmögliche Schleifwirkung erforderlich ist. Siliziumkarbid-Schleifpapier eignen sich allem bei langfristigen Schleifarbeiten mit hoher Hitzeentwicklung.
Deckbinder
Die Schleifkörner werden noch mit einer letzten Schicht aus Kunstharz oder Leim bedeckt. So wird sichergestellt, dass die Körner nicht schon vor dem Schleifvorgang abgerieben werden. Der Deckbinder ist meist eingefärbt.
Schon gewusst?
Die Färbung des Deckbinders ist ein Anzeichen dafür, wie fein die Körnung des Schleifpapiers ist: Grobe und mittelgrobe Körnungen sind dunkel- beziehungsweise hellorange gefärbt. Feine und sehr feine Körnungen können an der ockergelben beziehungsweise gelben Färbung erkannt werden.
Einsatzgebiete für Schmirgelpapier
Schleifpapier kann problemlos zum Schleifen per Hand verwendet werden. Einige Varianten verfügen außerdem über integrierte Klettverschlüsse, wodurch sie auch in die meisten elektrischen Schleifmaschinen eingesetzt werden können. Eine Vielzahl an Anwendungsbereichen ist möglich, darunter:
- Holz schleifen
- Metall polieren
- Kanten brechen
- Entgraten
Beim Bearbeiten eignet sich Schleifpapier für Holz genauso wie für Metall, Kunststoff, Stein oder Lack. Solange das Material des Werkstücks weicher ist als die Schleifkörner, kann geschliffen werden.
Information
Beim „Entgraten“ handelt es sich um das Abschleifen von scharfen Kanten, wie sie beim Bearbeiten von Metall entstehen können (z.B. die Kanten von Bohrlöchern). Beim „Kanten brechen“ werden Ecken und Kanten an Holzobjekten abgerundet (z.B. Tischkanten).
Das passende Schleifpapier finden
Schleifpapiere unterscheiden sich anhand ihrer Beschaffenheit und ihrer Eignung für spezifische Arbeiten oder Materialien. Zwei Eigenschaften sind dabei besonders wichtig:
Die korrekte Körnung wählen
Die sogenannte "Körnung" beschreibt, wie groß die einzelnen Körner auf dem Schleifpapier sind. Die Körnungszahl eines Schleifkorns gibt an, wie viele Maschen in einem Sieb (Grundfläche 1 Zoll x 1 Zoll) sein müssen, sodass das Korn nicht mehr ausgesiebt werden kann. Dementsprechend gilt: Je kleiner die Körnungszahl, desto größer sind die einzelnen Körner – und je größer die einzelnen Körner, desto gröber der Schliff.
Die Größen werden von der FEPA (Fédération Européenne des Fabricants de Produits Abrasifs) genormt und mit dem Buchstaben "P" für Schmirgelpapier oder "F" für andere Schleifmittel wie Schleifsteine markiert. Einige beispielhafte Anwendungen finden sich mit dazugehöriger Schleifpapierkörnung in der Tabelle:
Anwendung | Material | Empfohlene Körnung (nach FEPA) |
---|---|---|
Abschleifen von Wänden als Vorbereitung zum Tapezieren | Stein, Rigips im Trockenbau | P60 bis P80 |
Vollständiges Abschleifen von Rückständen | Parkettkleber, Estrich etc | P24 bis P30 |
Alte Farbe entfernen | Lack, Farbe, Lasur auf Holz | P80 bis P120 (P30 bis P40 für besonders dicke Lackschichten); P180 bis P240 für anschließenden Feinschliff |
Anschliff von Holz vor dem Lackieren | Holz | P180 |
Holzoberfläche glatt schleifen | Holz | P80 bis P120 (Grobschliff); P120 bis P150 (Mittelschliff); P180 bis P280 (Feinschliff) |
Grobe Kratzer in Parkett entfernen | Holz | P40 bis P60 (Kratzer abschleifen); P120 bis P150 (Feinschliff) |
Kratzer in Autolack entfernen | Metall | P3000 bis P5000 |
Polieren von Metall | Metall | P150 (Grobschliff); weitere Schleifschritte mit immer feiner werdender Körnung |
Entgraten von Metall | Metall | P60 (Grobschlfif); weitere Schleifschritte mit immer feiner werdender Körnung |
Wer sich bei einer Arbeit nicht sicher ist, welche Körnung passt, kann von folgenden Eigenschaften ausgehen:
- P12 bis P30: "grob"
- P30 bis P80: "mittelgrob"
- P80 bis P180: "fein"
- über P180: "sehr fein"
Streuung beachten
Das zweite wichtige Kriterium für Schmirgelpapier ist die Streuung der Schleifkörner. Damit wird beschrieben, wie viel von der Oberfläche des Schleifpapiers tatsächlich von Schleifkörnern bedeckt ist. Dies wird in drei Kategorien eingeteilt:
- Offene Streuung: 50 bis 70 % der Oberfläche
- Halboffene Streuung: 70 bis 80 % der Oberfläche
- Dichte Streuung: annähernd 100 % der Oberfläche
Generell gilt: Je offener die Streuung, desto weniger Materialabtrag und Lebensdauer. Allerdings haben halboffene und offene Streuungen immer noch ihre Daseinsberechtigung: Holzspäne und andere Überbleibsel des Schleifvorgangs bleiben zwischen den dichter gedrängten Schleifkörnern leichter hängen und verringern so langfristig ihre Effektivität.
Schleifpapiere mit dichter Streuung sind vor allem für die Bearbeitung von eisenhaltigem Metall geeignet, da hier vergleichsweise wenig Material zwischen den Körnern hängen bleiben kann. Eine halboffene Streuung eignet sich vor allem für Lack, Hartholz, Kunststoff und Nichteisenmetall. Die Späne dieser Materialien können leicht in den großen Zwischenräumen zwischen den Schleifkörnern abtransportiert werden. Zum Abschleifen von Parkettleim, Nadelholz oder anderen Materialien, die sich leicht verhaken oder verkleben können, ist die offene Streuung ideal.
Fragen & Antworten
Bei Schleifpapier wird die Körnung immer mit dem Buchstaben "P" vor der Körnungszahl angegeben. Das signalisiert, dass sich die Körnung auf der Skala der FEPA bewegt und nicht beispielsweise auf der nordamerikanischen CAMI-Skala. Alle anderen Buchstaben haben mit Schmirgelpapier nichts zu tun, sondern zeigen bei Schleifsteinen deren Härtegrad an.
Schleifpapier verliert mit der Zeit an Effektivität, da die Schleifkörner bei häufiger Benutzung abbrechen und sich zwischen ihnen Späne festsetzen können. Während der Arbeit sollte es gelegentlich vom Werkstück genommen und ausgeblasen werden. Fällt beim Schleifen merklich weniger Staub an oder fühlt sich die Schleifoberfläche glatt an, sollte das Schleifpapier gewechselt werden.
Einige Schleifgeräte verfügen über integrierte Absaugmechaniken für den beim Schleifen anfallenden Staub. Diese funktionieren über Löcher, die bei einigen Schleifpapieren bereits während der Produktion eingestanzt werden.
Beim Entfernen von Schrammen in Autolack wird extrem feines Schleifpapier verwendet, um möglichst nicht mehr Material abzutragen, als unbedingt nötig. Da Autolack sehr teuer ist, sollte bei der Wahl der Körnung eher feineres als gröberes Schleifpapier genutzt werden.
Grund- und Deckbinder aus Leim können sich unter dem Einfluss von Wasser lösen. Aus diesem Grund sollte zum Nassschleifen immer auf Schleifpapier mit Vollkunstharzbindung zurückgegriffen werden. Auch Vulkanfiber und Gewebe erhöhen die Lebensdauer von Schmirgelpapier bei Nässe.
Für Bandschleifer gibt es speziell vorgeformte Schleifbänder. Normales Schleifpapier ist für diesen Zweck nicht geeignet, da ein daraus geformtes Schleifband während des Schleifens auseinanderreißen könnte.