Apfelbaum schneiden: Schnittvarianten, Anleitung und Tipps
Jeder Apfelbaum muss regelmäßig geschnitten werden, damit er lange gesund bleibt und einen hohen Ertrag bringt. Entscheidend für den positiven Effekt des Schneidens sind der richtige Zeitpunkt, die passende Form und die korrekte Technik.
Wann sollte ich meinen Apfelbaum schneiden?
Apfelbäume sollten in ihrer Ruhephase geschnitten werden. Diese liegt zwischen November und März – jedoch ist das Schneiden bei Minusgraden zu vermeiden, da das Holz dann zu anfällig ist. Das Schneiden in der Ruhephase hat den Vorteil, dass sich die blätterlosen Baumkronen besser untersuchen und bearbeiten lassen. Außerdem kann sich der Baum in dieser Zeit auf das Wachstum neuer Triebe konzentrieren, ohne dass wertvolle Energie in die Ausbildung von Knospen und Früchten geht. Dabei gilt: Je stärker ein Baum wächst, desto später sollte er geschnitten werden. Das zögert den Wuchs heraus und gibt den fruchtbaren Kurztrieben die Chance, besser zu sprießen.
Ein zweiter Nachschnitt im Herbst nach der Apfelernte kann dabei helfen, den Baum auf den Frühling vorzubereiten. Hier sollten insbesondere nach innen gewachsene, morsche und sehr dünne Äste entfernt werden, damit genügend Licht und Platz für die neuen Triebe im Frühjahr vorhanden sind.
Muss ich einen jungen Apfelbaum anders schneiden als einen alten?
Das Schneiden eines jungen Apfelbaums hat das Ziel, die Krone in die richtige Form zu bringen und dem Baum ein gesundes Wachstum zu ermöglichen. Bei alten Bäumen dient das Schneiden dem Erhalt der Vitalität. Deshalb unterscheidet man zwischen Pflanz- und Erziehungsschnitt bei jungen Apfelbäumen und dem Erhaltungsschnitt bei älteren Bäumen.
Welcher Apfelbaumschnitt ist der richtige?
Die verschiedenen Schnitte unterscheiden sich vor allem in der Auswahl der zu schneidenden Äste. Werden bei einem jungen Apfelbaum die falschen oder zu viele Äste geschnitten, kann er sich nicht richtig entwickeln und die Erträge bleiben aus. Beim Pflanzschnitt, Erziehungsschnitt und Erhaltungsschnitt sind jeweils unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen:
Form festlegen
Obstbäume auf Streuobstwiesen können ohne Probleme eine Rundkrone tragen.
Blühender Rundkronenbaum steht im Freien
Vor dem ersten Schneiden muss zunächst die gewünschte Form des Apfelbaums beziehungsweise dessen Krone bestimmt werden. Rundkronenbäume sind groß, ihre Kronen beginnen ab einer Höhe von circa 1,50 Meter und können sehr auslandend werden. Sie sind daher besonders für große Gärten oder Streuobstwiesen geeignet. Platzsparender sind Spindelbäume, die eine geringere Höhe aufweisen und deren Krone eine Kegelform annehmen sollte.
Pflanzschnitt
Der Pflanzschnitt ist der erste Schnitt, der am Apfelbaum vorgenommen wird und erfolgt im Anschluss an die Pflanzung. Ziel des Pflanzschnitts ist es, die grundlegende Form des Apfelbaums zu bestimmen. Dafür werden entsprechende Leitäste definiert. Für Spindelbäume ist die Pyramidenform am einfachsten umzusetzen. Dafür wird der stärkste senkrechte Trieb als Mitteltrieb bestimmt, drei weitere Triebe sind die Leitäste. Die Leitäste sollten mithilfe eines Stricks heruntergebunden werden, um das Wachstum zu verlangsamen. Ein Winkel von 60° ist hier ideal. Überzählige starke Triebe sowie dünne Äste werden direkt am Ansatz entfernt.
Erziehungsschnitt
Der Erziehungsschnitt erfolgt in den ersten Jahren bis zum Ertragsbeginn. Die beim Pflanzschnitt bestimmte Form wird weiter gepflegt. Die definierten Leittriebe müssen für gewöhnlich nicht geschnitten werden. Lediglich der stark wachsende Mitteltrieb wird gekürzt und sollte maximal 20 Zentimeter über die Seitentriebe herausragen. Die Seitentriebe selbst werden um ein Drittel bis maximal um die Hälfte gekürzt. Das regt den Austrieb weiterer Verzweigungen an.
Erhaltungsschnitt
Der Aufbau der Baumkrone ist nach circa drei Jahren (Spindelbäume) bis sieben Jahren (Rundkronenbäume) abgeschlossen. Der jährliche Erziehungsschnitt wird dann durch den Erhaltungsschnitt ersetzt. Ziel des Erhaltungsschnitts ist nun nicht mehr vorrangig die Formgebung, sondern vor allem die Förderung der Fruchtbarkeit des Apfelbaums. Quer wachsende Äste und altes Fruchtholz werden entfernt, damit die Krone lichtdurchlässig bleibt und keine Nährstoffe an Zweige mit geringer Ertragsaussicht verschwendet werden. Bei Spindelbäumen sollte der Ertragsschnitt jährlich durchgeführt werden, bei Rundkronenbäumen reicht es aus, alle zwei bis drei Jahren zu schneiden.
Verjüngungsschnitt
Ein Verjüngungsschnitt ist dann nötig, wenn der Apfelbaum trotz regelmäßigen Erhaltungsschnitts kaum noch Früchte trägt. Bis auf den Stamm, den Mitteltrieb und die Leitäste werden alle Zweige und Äste radikal zurückgeschnitten. So kann sich der Apfelbaum regenerieren und neues Fruchtholz bilden.
Anleitung: Apfelbaum schneiden
Beim Erhaltungsschnitt gibt es drei Hauptaufgaben: das Ausdünnen der Krone, der Schnitt der Gerüstäste und das Prüfen und Schneiden des Fruchtholzes.
Schritt 1: Krone ausdünnen
Zuerst entfernst du alle Äste, die nach innen wachsen und die Krone durchkreuzen. Auch Äste, die nach unten wachsen, solltest du wegschneiden. Sie werden nicht mit ausreichend Nährstoffen und Wasser versorgt und bringen daher keinen Ertrag. Auch abgestorbene Äste entfernst du in diesem ersten Schritt.
Schritt 2: Gerüstäste schneiden
Die Gerüstäste – also Mitteltrieb und Leitäste – solltest du im Erhaltungsschnitt nur so weit schneiden, dass sie nicht über die Krone herausragen. Stärkeres Kürzen ist hier nicht mehr nötig. Dabei sollte auf die sogenannte Saftwaage geachtet werden: Alle Leitäste sollten ungefähr auf der gleichen Höhe enden, damit sie sich gleichmäßig entwickeln können.
Schritt 3: Fruchtholz schneiden
Die Nebenäste, das sogenannte Fruchtholz, bringen den Ertrag und sollten daher nicht zu stark gekürzt werden. Lediglich nach unten wachsende Äste sowie alte Äste, die kaum noch Blüten tragen, solltest du bis zum Seitenzweig oder Gerüstast zurückschneiden.
Tipps zum Schneiden des Apfelbaums
Das richtige Werkzeug
Für einen sauberen, geraden Schnitt, der den Baum nicht nachhaltig schädigt, ist eine scharfe Astschere oder Säge nötig. Amboss-Scheren sind für junge, saftige Äste geeignet, während Bypass-Scheren trockene, harte Triebe besser durchtrennen. Die Schnittstellen können mit einem speziellen Wundverschlussmittel versiegelt werden, sodass der Baum sich besser vom Schneiden erholt.
Werkzeugliste
- Gartenschere
- Astschere
- Säge (Bügelsäge oder Klappsäge)
- Leiter
- Gartenhandschuhe
- Wundverschlussmittel
Wassertriebe entfernen
Beim regelmäßigen Schneiden des Apfelbaums lässt sich die Bildung sogenannter Wassertriebe (auch Peitschentriebe oder Wasserschosser genannt) nicht vermeiden. Die langen, dünnen Zweige wachsen steil nach oben und sollten so schnell wie möglich entfernt werden. Alternativ zum Abschneiden oder -sägen können die Triebe auch ausgerissen werden. Das hat den Vorteil, dass der Astring ebenfalls entfernt wird und sich nicht so schnell ein neuer Wassertrieb bilden kann.
Säulenbäume schneiden
Säulenbäume sind eine gute Alternative, wenn der Aufwand für einen normalen Apfelbaum zu groß ist. Sie bilden das Fruchtholz direkt am Stamm und müssen daher nur wenig geschnitten werden. Es reicht aus, die längeren Seitenzweige im Frühsommer bis auf den Stamm zu kürzen. Das Kappen des Mitteltriebs sollte frühestens nach acht bis zehn Jahren erfolgen.
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